Mittwoch, 5. Juni 2013
Er verstarb mit 88 Jahren
Kult-Komiker Eddi Arent ist tot
Kult-Komiker Eddi Arent ist tot
crizcgn, 22:51h
München - Seit den 60er-Jahren lachte ein Millionenpublikum über Eddi Arent, später feierte der Schauspieler mit Duo-Partner Harald Juhnke Triumphe im TV. Jetzt verstarb der Kult-Komiker. Ein Nachruf.
„Gebrauchsschauspieler“ nannte er sich. Andere Schauspieler hätten das womöglich als Beleidigung empfunden, Eddi Arent war durchaus stolz darauf. Denn kaum ein anderer war in den Fünfziger- und Sechzigerjahren derart vielfältig einsetzbar und zuverlässig wie Arent, der mit fast schon unheimlicher Regelmäßigkeit in den großen Filmhits jener Jahre auftauchte. Er spielte unterschiedlichste Rollen, aber er war immer unverkennbar Eddi Arent.
In der erfolgreichen Edgar- Wallace-Filmreihe gehörte er gewissermaßen zum Inventar und war letztlich der heimliche Star. Das Personal wechselte, er blieb immer dabei, bis zum Schluss. Als die Filme dann im Jahr 2002 für das Fernsehen neu aufgelegt wurden, war völlig klar, wer auf jeden Fall auftauchen würde – Eddi Arent! Egal, ob als kauziger Butler oder leicht trotteliger Polizist, Arent brachte etwas in die Filme, was man in der bundesrepublikanischen Filmlandschaft sonst vergeblich suchte, nämlich knochentrockenen Humor.
Nicht von ungefähr hatte Erfolgsproduzent Horst Wendlandt die Idee, Arent als Engländer vom Dienst zu besetzen. Tatsächlich bewunderte Arent den britischen Humor und übersetzte ihn, soweit das möglich war, ins Deutsche. Punktgenau, zurückgenommen, dabei aber immer mit dem Willen zum Klamauk stolperte er durch Wallace-Krimis und Karl-May-Filme. Distinguiert, leicht verklemmt, etwas linkisch und von grotesker Freundlichkeit präsentierte er sich und hatte damit das, was man heute wohl ein Alleinstellungsmerkmal nennen würde.
Arent hatte einen sehr eigenen, verschrobenen Humor, und das mag mit seiner Biografie zu tun haben. Am 5. Mai 1925 kam er tief im Osten, in Danzig zur Welt, als Sohn eines preußischen Beamten. Sehr geordnete, sehr deutsche Verhältnisse, die mit dem Zweiten Weltkrieg auf den Kopf gestellt wurden. Arent überlebte fünf Jahre an der Ostfront – er verlor nie ein Wort über diese Zeit – und widmete sich sofort nach dem Krieg dem Kabarett. Das Zerlegen der Ordnung, das leise, aber hartnäckige Infragestellen von Autoritäten war sein Thema. Fast als ob er das Preußische, das Geregelte, das Disziplinierte seiner Herkunft abschütteln wollte.
Ironischerweise waren es aber gerade seine preußischen Tugenden, die ihn erfolgreich machten. Produzenten und Regisseure schätzten den emsigen Arbeiter, dem Allüren oder Extravaganzen völlig fremd waren. Im Gegenteil – Arent hatte für die Diven seiner Branche kein Verständnis. Als er dann im Herbst seiner Karriere noch einmal im Fernsehen zum Publikumsliebling wurde, sollte er es ausgerechnet mit so einer Diva zu tun bekommen. An der Seite des Exzentrikers Harald Juhnke erzielte Arent mit der Sketchserie „Harald und Eddi“ Traumquoten. Die Komik ergab sich aus den unterschiedlichen Charakteren der beiden, aber Arent hatte rasch genug von den Eskapaden Juhnkes. Der gewissenhafte Tüftler und der impulsive Hallodri konnten bald schon nicht mehr miteinander.
Arents Karriere trudelte mit Gastrollen in mehr oder minder ansehnlichen Fernsehproduktionen aus. Er trug es mit Fassung. Längst hatte er gemeinsam mit seiner Frau einen Plan für den Lebensabend – ein Hotel. Bereits 1993 hatte er in der Nähe von Freiburg im Breisgau eines erworben, aber es folgte eine Serie von Schicksalsschlägen. Im Jahr 2004 musste Arent Insolvenz anmelden. Es folgten Depressionen und finanzielle Sorgen. Arents Rente betrug nach seiner Aussage 1000 Euro. Anfang 2012 starb seine Ehefrau, er selbst litt da schon an Demenz.
Nun ist er nach langer Leidenszeit und viel spätem Leid gestorben. In Erinnerung bleibt er als erster wirklich cooler Komiker der Bundesrepublik. Oft verkannt und unterschätzt, aber immer geliebt vom Publikum. Und die Zuschauer haben, mit Verlaub, Damen und Herren Kritiker, dann doch immer Recht.
Quelle: Zoran Gojic / www.merkur-online.de
„Gebrauchsschauspieler“ nannte er sich. Andere Schauspieler hätten das womöglich als Beleidigung empfunden, Eddi Arent war durchaus stolz darauf. Denn kaum ein anderer war in den Fünfziger- und Sechzigerjahren derart vielfältig einsetzbar und zuverlässig wie Arent, der mit fast schon unheimlicher Regelmäßigkeit in den großen Filmhits jener Jahre auftauchte. Er spielte unterschiedlichste Rollen, aber er war immer unverkennbar Eddi Arent.
In der erfolgreichen Edgar- Wallace-Filmreihe gehörte er gewissermaßen zum Inventar und war letztlich der heimliche Star. Das Personal wechselte, er blieb immer dabei, bis zum Schluss. Als die Filme dann im Jahr 2002 für das Fernsehen neu aufgelegt wurden, war völlig klar, wer auf jeden Fall auftauchen würde – Eddi Arent! Egal, ob als kauziger Butler oder leicht trotteliger Polizist, Arent brachte etwas in die Filme, was man in der bundesrepublikanischen Filmlandschaft sonst vergeblich suchte, nämlich knochentrockenen Humor.
Nicht von ungefähr hatte Erfolgsproduzent Horst Wendlandt die Idee, Arent als Engländer vom Dienst zu besetzen. Tatsächlich bewunderte Arent den britischen Humor und übersetzte ihn, soweit das möglich war, ins Deutsche. Punktgenau, zurückgenommen, dabei aber immer mit dem Willen zum Klamauk stolperte er durch Wallace-Krimis und Karl-May-Filme. Distinguiert, leicht verklemmt, etwas linkisch und von grotesker Freundlichkeit präsentierte er sich und hatte damit das, was man heute wohl ein Alleinstellungsmerkmal nennen würde.
Arent hatte einen sehr eigenen, verschrobenen Humor, und das mag mit seiner Biografie zu tun haben. Am 5. Mai 1925 kam er tief im Osten, in Danzig zur Welt, als Sohn eines preußischen Beamten. Sehr geordnete, sehr deutsche Verhältnisse, die mit dem Zweiten Weltkrieg auf den Kopf gestellt wurden. Arent überlebte fünf Jahre an der Ostfront – er verlor nie ein Wort über diese Zeit – und widmete sich sofort nach dem Krieg dem Kabarett. Das Zerlegen der Ordnung, das leise, aber hartnäckige Infragestellen von Autoritäten war sein Thema. Fast als ob er das Preußische, das Geregelte, das Disziplinierte seiner Herkunft abschütteln wollte.
Ironischerweise waren es aber gerade seine preußischen Tugenden, die ihn erfolgreich machten. Produzenten und Regisseure schätzten den emsigen Arbeiter, dem Allüren oder Extravaganzen völlig fremd waren. Im Gegenteil – Arent hatte für die Diven seiner Branche kein Verständnis. Als er dann im Herbst seiner Karriere noch einmal im Fernsehen zum Publikumsliebling wurde, sollte er es ausgerechnet mit so einer Diva zu tun bekommen. An der Seite des Exzentrikers Harald Juhnke erzielte Arent mit der Sketchserie „Harald und Eddi“ Traumquoten. Die Komik ergab sich aus den unterschiedlichen Charakteren der beiden, aber Arent hatte rasch genug von den Eskapaden Juhnkes. Der gewissenhafte Tüftler und der impulsive Hallodri konnten bald schon nicht mehr miteinander.
Arents Karriere trudelte mit Gastrollen in mehr oder minder ansehnlichen Fernsehproduktionen aus. Er trug es mit Fassung. Längst hatte er gemeinsam mit seiner Frau einen Plan für den Lebensabend – ein Hotel. Bereits 1993 hatte er in der Nähe von Freiburg im Breisgau eines erworben, aber es folgte eine Serie von Schicksalsschlägen. Im Jahr 2004 musste Arent Insolvenz anmelden. Es folgten Depressionen und finanzielle Sorgen. Arents Rente betrug nach seiner Aussage 1000 Euro. Anfang 2012 starb seine Ehefrau, er selbst litt da schon an Demenz.
Nun ist er nach langer Leidenszeit und viel spätem Leid gestorben. In Erinnerung bleibt er als erster wirklich cooler Komiker der Bundesrepublik. Oft verkannt und unterschätzt, aber immer geliebt vom Publikum. Und die Zuschauer haben, mit Verlaub, Damen und Herren Kritiker, dann doch immer Recht.
Quelle: Zoran Gojic / www.merkur-online.de
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