Mittwoch, 31. Juli 2013
Hark Bohm 'Yasemin' (1988)
Der 20jährige Jan (Uwe Bohm) ist ein lebensfroher, erfolgsgewohnter Draufgänger. Beim Judotraining sieht er eines Tages die hübsche, geheimnisvoll anmutende Türkin Yasemin (Ayse Romey) – und verliebt sich sofort in sie. Zunächst gibt Yasemin sich unnahbar, lässt Jan abblitzen. Schließlich aber gelingt es ihm, das Herz des selbstbewussten Mädchens zu gewinnen. Schon bald muss er jedoch feststellen, dass Yasemin eine Art Doppelleben führt: nach außen hin das der emanzipierten jungen Frau und in ihrer Großfamilie jenes der traditionell erzogenen, türkischen Tochter. Es dauert nicht lange, bis Yasemin durch ihre immer enger werdende Beziehung zu Jan in einen schweren Konflikt mit ihrer Familie gestürzt wird.

Es ist schon etwas seltsam, dass diese feinfühlig inszenierte Liebes-Romanze mit gesellschaftspolitischer Relevanz ein derartiges Schattendarsein auf DVD führt. Offiziell wurde dieser Film anscheinend nie veröffentlicht, und man findet ihn nach intensiver Suche nur im Rahmen der deutschen "Zweitausendeins Edition". Das verwundert insofern, da die "Romeo & Julia"-Geschichte mit Migrationshintergrund Ende der 1980er über 500.000 Besucher ins Kino lockte, was eine ganze Menge ist für eine Low Budget Produktion. Regisseur Hark Bohm ("Nordsee ist Mordsee") liefert eine dichte Inszenierung, die die Konflikte in die Liebesgeschichte integriert anstatt sie plakativ in den Vordergrund zu stellen. Sein Ziehsohn Uwe Bohm ("Der Fall Jakob von Metzler") begeistert als Junge, der die gesellschaftlichen Barrieren überwinden will, und Ayşe Romey ("Das blaue Exil") ist als Mädchen zwischen den Kulturen wirklich bezaubernd. Natürlich merkt man der Erzählweise sein Alter an, inhaltlich kann der Film aber auch heute noch für sich stehen.
Bewertung: 8/10


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