Samstag, 18. August 2012
Neu auf DVD:
Türkisch für Anfänger
Lena Schneider (Josefine Preuß) hat es nicht leicht. Mit 19 Jahren vom Leben frustriert und einer antiautoritären Erziehung traumatisiert, wird sie von ihrer Mutter Doris (Anna Stieblich) - Psychotherapeutin und Berufsjugendliche - zu einem Urlaubstripp nach Südostasien verdonnert. Bereits im Flugzeug werden Lenas schlimmsten Befürchtungen wahr, als sie sich mit dem Testosteron geladenen Cem Öztürk (Elyas M'Barek) und seiner streng religiösen Schwester Yagmur (Pegah Ferydoni) eine Sitzreihe teilen muss. Deutsche Emanzipation trifft auf türkischen Machismo. Die Katastrophe ist perfekt, als die Boeing notwassern muss und Lena sich plötzlich mit den Öztürk-Geschwistern und dem stotternden Griechen Costa (Arnel Taci) auf einer einsamen Insel wiederfindet. Während die Jugendlichen den Schlagabtausch im unberührten Paradies eröffnen, trifft Doris auf den besorgten Vater Metin Öztürk (Adnan Maral), einem konventionell-bürgerlichen Polizeibeamten aus Berlin. Beide sind nach dem Flugzeugabsturz in einem Ferienclub gestrandet und auf der Suche nach ihren Kindern. Der Tripp in den Süden nimmt für alle Beteiligten einen völlig anderen Verlauf als geplant und plötzlich ist nichts mehr so wie es war ...



Frech ist es schon wie die Macher quasi die Handlung des gesamten Serie über Bord werfen und nur die lieb gewonnenen Hauptfiguren nehmen, um eine ganz eigene Geschichte zu erzählen. Die ist dabei genau genommen reichlich dünn geraten und zehrt allein von den Charaktären und ihrem Zusammenspiel. Ein dramatischer Flugzeugabsturz und verlassen auf einer einsamen Insel während die Eltern sich über die Midlife Crisis kennenlernen? - Egal, hauptsächlich die auf jugendlich getrimmten Erwachsenen um Josefine Preuß ("Rubbeldiekatz") liefern sich ein Wortgefecht nach dem anderen. Aber diese haben es tatsächlich in sich. Eine treffsichere Pointe jagt die nächste, und es macht Regisseur Bora Dagtekin ("Wo ist Fred?") und den Protagonisten sichtlich Spass, ihre Figuren von einer charakterlichen Peinlichkeit in die nächste zu jagen, und das überträgt sich auch auf den gewillten Zuschauer, der das ein oder andere Mal lachend von der Couch fallen dürfte. Auch wenn es Punktabzug für die dämliche Rahmenhandlung geben müsste - das Zeugenschutzprogramm-Finale ist reichlich überflüssig - man kann auch mal "fünfe geradelassen" und einfach nur unterhalten werden!
Bewertung: 8/10 (Moviepilot Prognose 5)


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