Sonntag, 22. Juli 2012
The Amazing Spider-Man
Der Teenager Peter Parker (Andrew Garfield) ist ein Außenseiter, ein Grübler. Seit seine Eltern ihn in seiner Kindheit verlassen haben, lebt er bei Onkel Ben (Martin Sheen) und Tante May (Sally Field). Auf der Suche nach seiner Identität findet Peter einen Koffer seines Vaters, der ihn auf die Spur von Oscorp Inc. führt, dem früheren Arbeitgeber seines Vaters. Hier lernt Peter den ehemaligen Arbeitskollegen Dr. Curt Connors (Rhys Ifans) kennen. Bei seinen Recherchen im Labor wird Peter von einer genetisch modifizierten Spinne gebissen, die ihm fortan den berühmten Spinnensinn vermacht. Peter Parker wird zu 'The Amazing Spider-Man'. Die so erworbenen Superkräfte werden schnell gefordert, denn Dr. Connors hat an geheimen Forschungen gearbeitet, um seinen bei einem Unfall verlorenen Arm zu regenerieren. Der Sebsttest läuft schief, und Dr. Connors wird zum mordlüsternen The Lizard. The Amazing Spider-Man sieht sich mit einem schier übermächtigen Gegner konfrontiert.



Schon vorab stellte sich die berechtigte Frage, inwieweit ein Reboot vonnöten ist für ein Franchise, das vor fünf Jahren noch äusserst gewinnbringend im Kino lief. Einzig der Name des erfolgreichen Regie-Neulings Marc Webb ("500 days of summer") machte Hoffnung darauf, dass das Remake Sinn ergeben könnte. Und doch ist es genau das, woran die Neuverfilmung hauptsächlich scheitert. Alles was "The Amazing Spider-Man" zu erzählen hat, wurde bereits von Sam Raimi in "Spider-Man 1" erzählt, und zwar wesentlich besser. Sein Spider-Man verstand es, fantastische Superhelden-Fantasy mit augenzwinkerndem Humor zu verbinden, und Tobey Maguire war einfach grossartig in seiner selbstironischen Darstellung des Strumpfhosen-Helden.

Von dem Charme ist in dieser Neuauflage nichts mehr zu merken. Die Spinne wird zum harmlosen "Twilight"-Helden, der ein bißchen gemobbt wird, seine Helden-Aufgabe aufgetragen bekommt und sie annimmt. Das wird ohne Ecken, Kanten oder inhaltliche Umwege oberflächlich heruntererzählt, ohne dass man Interesse für die Figuren entwickelt. Hinzu kommt, dass die Dialoge selten flach und fast schon dämlich bleiben. Witzige Zwischentöne oder markante Oneliner ("Aus großer Kraft folgt große Verantwortung") sucht man hier vergebens. Und wo Onkel Ben und die grossartige Tante May absolute Sympathieträger waren, wirken sie in der Neuinterpretation geradezu unerträglich.



Immerhin kann der Film ab und an mit anständiger Action punkten, die in ihrer 3D Formatierung durchaus sehr plastisch aussieht. Aber auch der Gegenspieler wirkt dagegen äusserst eindimensional und als zur Riesenechse mutierter Wissenschaftler reichlich deplatziert. Teilweise fühlt man sich bei dem Gekrachsel an den Häuserwänden mehr an King Kong in New York erinnert als an einen Super-Gegner. Sicherlich war der ähnlich umrissene Grüne Kobold auch nicht die Neuerfindung des Bösewichttums, aber schon Dr. Octavius in "Spiderman 2" zeigte wieviel Tiefe in so einer Figur stecken kann.

Ärgerlich in dem Zusammenhang ist das Verhalten der Filmindustrie, die bei ihren Blockbustern einzig auf ihr Wunderheilmittel 3D setzt. Der deutsche Verleih schiebt seine Event-Filme teilweise ausnahmslos in dem bearbeiteten Format in die grossen Kinokomplexe und schliesst dabei das potentielle Publikum aus, das seine Filme eben nicht 3D-konvertiert sehen will oder kann. Eine löbliche Ausnahme ist immerhin "The Dark Knight Rises", der auf den räumlichen Schnickschnack ganz verzichtet. Ansonsten bleibt zu hoffen, dass Hollywood irgendwann wieder auf neue Inhalte setzt und nicht nur auf ewig wiedergekäute Erfolgsstories in stereoskopischer Bildbreite.
Bewertung: 4/10 (Moviepilot Prognose 7)

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