Dienstag, 7. Februar 2012
Tom Schilling 'Mein Kampf' (2009)
Im Jahre 1910 reist der junge Hitler (Tom Schilling) aus der tiefsten österreichischen Provinz nach Wien, um als Maler die ganze Welt zu erobern. In einem Männerheim in der Leichengasse mietet er sich ein, um dem großen Tag der Aufnahmeprüfung an der 'Akademie der schönen Künste' entgegenzufiebern. Die schäbige Baracke, die von unzähligen Arbeitern und Landstreichern bevölkert wird, teilt er sich mit zwei Juden: dem windigen Bibelverkäufer Schlomo Herzl (Götz George) und dem Kosher-Koch Lobkowitz (Bernd Birkhahn), der behauptet Gott zu sein - mitunter vollbringt er wirklich Wunder. Der altersweise Schlomo will ein eigenes Buch schreiben: 'Mein Leben' findet hier wenig Anklang, 'Mein Kampf' dafür umso mehr. Auch Adolf Hitler ist begeistert. Der gastfreundliche, menschenliebe Schlomo fühlt sich verantwortlich für den ungestümen Hitler und nimmt sich seiner an. Doch für Hitler, den die 'Akademie der schönen Künste' Tage später bereits zum zweiten Male ablehnt, der seine Talente maßlos überschätzt hat, bricht eine Welt zusammen. Und wieder ist es der gute Schlomo, der dem in seiner Hoffnungslosigkeit den Tod suchenden Hitler in letzter Sekunde zu Hilfe eilt. Das Verhalten des mittellosen, immer aufsässiger werdenden Hitler, der in der Schere zwischen dem eigenen Größenwahn und der bestätigten Talentfreiheit, in Hass und Paranoia versinkt, wird für Schlomo immer unerträglicher. Hitler nutzt Schlomo, der für ihn kocht, wäscht und ihm sogar den Mustache stutzt, schamlos aus und macht ihm obendrein das junge Gretchen abspenstig. Ironischerweise ist es ausgerechnet Schlomo, der Hitler empfiehlt, sein Glück in der Politik zu suchen. Über gewisse Führungsqualitäten verfüge er ja anscheinend. Wenig später findet Hitler Anschluss bei einer radikalen Gruppe, der zum Durchsetzen ihrer ehrgeizigen Ziele jedes Mittel recht ist. Er schiebt sich schließlich an deren Spitze ...



Erst einmal ist es schon mutig, sich einer derartigen Thematik anzunehmen, aber Tom Schilling ("Napola - Elite für den Führer") meistert die Darstellung des Hitler mit theatralischer Überzeichnung und Detailverliebtheit. Immer wieder blitzt bei der ironischen Performance die historische Figur durch wie man sie von späteren Auftritten kennt. Und mit dem grossen Götz George ("Schtonk!") an seiner Seite bekommt der Stoff - der auf einem Theaterstück basiert - auch einen Hauch von Wichtigkeit. Inhaltlich muss man sich allerdings fragen, worauf die Produzenten eigentlich hinaus wollten, denn die Mischung aus einer spröder Charakterstudie und übertriebener Farce scheint oftmals unausgegoren und damit insgesamt recht ziellos. Daher wirkt das spannungsarme Ergebnis auch eher als teilgescheitertes Theater-Produkt, das den Anspruch an einen ernstzunehmenden Spielfilm zum (sarkastischen) Ende hin immer mehr aufgibt.
Bewertung: 4/10


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