Freitag, 6. Januar 2012
Tatort 794 - Mord in der ersten Liga
Ein Spieler von Hannover 96 ist erschlagen worden. Verschiedene Hinweise lassen Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler) vermuten, er könne homosexuell gewesen sein. Gleichzeitig gab es Gerüchte, der ehrgeizige Manager des Mordopfers habe einen Wechsel des Spielers nach Italien eingeleitet; beides Grund genug für die Hooligan-Szene, in einem Internetforum unverblümte Morddrohungen zu formulieren. Als sich Lindholm zwischen die Gewalttäter mischt, lernt sie den Journalisten Liebermann (Benjamin Sadler) kennen, der verdeckt in der Szene recherchiert.



Das ist der tabubrechende Tatort aus Niedersachsen, der immerhin DFB-Manager Oliver Bierhoff zu einer Distanzierung nötigt. Dabei geht es schwerpunktmässig gar nicht um die Homosexualität im Fussball, sondern um die verschiedensten Facetten des Business. Da stehen gewaltbereite Hooligans ebenso im Mittelpunkt wie die Machenschaften hinter den Kulissen. Und als wäre das nicht genug der Dramatik, bekommt die Kommissarin noch eine Fast-Affäre angedichtet, die aber ebenso brav an der politisch korrekten Oberfläche bleibt wie die schon zwanghaft aneinandergereihten Fußball-Thematiken. Aber bei aller Klischeehaftigkeit ist die Geschichte immerhin spannend erzählt, und auch das optimistische Ende ist mehr Wunschdenken als Realismus. Die Aufregung über den angeblichen Tabubruch erweist sich allerdings als laues Lüftchen. Eine kurze Floskel wie "glaubt man den Gerüchten, muss die halbe Nationalmannschaft schwul sein" reicht da schon aus, um werbemässige Empörung bei Manager Bierhoff hervorzurufen, auch wenn sie einfach nur launisch dahergesagt ist, und sich dabei auf beleidigte Aussagen von Michael Ballack bzw. Roman Weidenfeller beziehen könnte. Das wertet den an sich soliden Tatort mehr auf als dass er es eigentlich verdient hätte.
Bewertung: 6,5/10


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