Donnerstag, 12. Januar 2012
David Fincher 'Verblendung'
Weil er bei einem Enthüllungsbericht auf eine falsche Quelle hereingefallen ist, steht der Journalist Mikael Blomkvist (Daniel Craig) nicht nur öffentlich am Pranger, er büßt beim anschließenden Gerichtsprozess auch seine Lebensersparnisse ein. Da kommt der gutbezahlte Auftrag des Großindustriellen Henrik Vanger (Christopher Plummer) gerade recht, den Fall dessen vor 40 Jahren spurlos verschwundener Nichte Harriet neu aufzurollen. Vanger geht nämlich davon aus, dass jemand aus seiner von Altnazis durchsetzten Verwandtschaft für ihr Verschwinden verantwortlich ist. Bei seinen Recherchen setzt Blomkvist auch auf die Hilfe der jungen Hackerin Lisbeth Salander (Rooney Mara), die mit ihren Tattoos und Piercings nicht nur ungewöhnlich aussieht, sondern auch bei ihren Ermittlungen bisweilen unorthodoxe Methoden anwendet. Gemeinsam stößt das ungleiche Duo bei den Untersuchungen auf eine ganze Serie von bestialischen Frauenmorden, die in den 1950er Jahren in Schweden begangen wurden, und geraten bald selbst in Lebensgefahr ...
Quelle: www.filmstarts.de



Und wieder einmal stellt sich die Frage, ob es eine amerikanisierendes Remake eines Erfolgsstoffes bedarf, aber wenn man David Fincher ("Fight Club") als Regisseur dabei hat, dann kann man auch als Neuauflage nicht weniger als ein Meisterwerk erwarten. Und tatsächlich erweist sich der Stoff mit seiner provokanten Härte als ideale Vorlage für den Meister-Regisseur, der aus einer im Grunde simplen Geschichte einen packenden und atmosphärisch erstickend dichten Thriller schafft. Als (unwissender weil das Original nicht kennender) Kinobesucher ahnt man nur wenig von dem, was auf ihn zukommt, aber man spürt von der ersten Minute an, dass es bedeutend sein wird. Als besonderer Glücksgriff erweist sich dabei die Besetzung mit Daniel Craig (zuletzt "Cowboys & Aliens") und Rooney Mara ("The Social Network"), die den Film im Alleingang durch die kalten Kulisse Schwedens tragen. Die Story erweist sich als vielschichtige Mischung aus Krimi, Drama und menschlichen Abgründen, wobei Fincher die Handlung als leichte Fingerübung zu einem simplen wie komplexen Geflecht spinnt, dass den Zuschauer über zwei Stunden in den Kinosessel drückt.



Wenn man doch etwas an der bedrückend grossartigen Inszenierung aussetzen möchte, dann kann man sich allenfalls an den über weite Strecken parallel erzählten Storylines stören, die einerseits die Hauptfigur Blomkvist und das mysteriösen Familiendrama zeigen, unabhängig davon aber die Lebens- und Leidens-Geschichte der seltsamen Lisbeth im grausigen Detail schildern. Das bedeutet zwar charakterliche Untiefe, die letztendlich für eine ganz eigene Spannung zwischen den Hauptfiguren sorgt. Zwingend notwendig wären die extremen Auswüchse jedoch nicht. Aber ohne wäre der düstere Film auch nicht das dramatisch Glanzstück, das Fincher aus der umstrittenen Vorlage gemacht hat. Ich werde zumindest nicht nur den Vergleich mit dem Original wagen, sondern auch die schwedischen Fortsetzungen spoilern bevor die US-Produzenten auch da zuschlagen und Hollywood-Kino at it`s best daraus zaubern.
Bewertung: 8,5/10 (Moviepilot Prognose 7)

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